Offener Brief zum Europaschützenfest 2024

Offener Brief zum Europaschützenfest 2024

Offener Brief von Claudia Kolussi - Obfrau Kultur Marktgemeinde Mondsee

Liebe Mondseer, liebe Mondseerinnen,
Die Ereignisse der letzten Wochen und des vergangenen Wochenendes waren für mich in mehrerlei Hinsicht sehr bemerkenswert und veranlassen mich, einige – ganz persönliche - Gedanken mit euch zu teilen.

Vor acht Jahren bin ich nach Mondsee gezogen, habe mein Stadtleben und alles, was dazu gehörte, hinter mir gelassen. Ich wurde von Mondsee und seinen Bewohnern herzlichst aufgenommen, wofür ich sehr dankbar bin. Ich liebe das Leben im Mondseeland und kann mir nicht vorstellen, woanders zu leben.

Nun war ich allerdings sehr irritiert über die Vielzahl der unfreundlichen Äußerungen von Befindlichkeiten, die es in den letzten Wochen – vor allem im Zusammenhang mit dem Europaschützenfest - gab. Ich respektiere jede und jeden, der „kein Freund“, „kein Befürworter“ oder „ein Gegner“ des Europaschützenfests ist und war. Die Gründe der Nichtbefürworter sind teils nachvollziehbar und wurden gehört. Ich bin jedoch betroffen und traurig darüber, mit wie viel Wut, Hass und Aggression, vorwiegend in den Sozialen Medien, aber auch beim Bürgerservice, im Tourismusbüro und vermutlich auch beim Veranstalter Unmut kommuniziert wurde. Einige Bewohner rund um das Festgelände bei der Seeallee hatten in der Tat über längere Zeit unter schweren Lärmbelästigungen zu leiden. Das ist bedauerlich, aber bei einer solchen Veranstaltung leider nicht zu verhindern. Viele waren zunächst erbost über die zu erwartete Anzahl an Vereinen und Gästen, andere waren dann verärgert darüber, dass die Besucherzahl nicht größer war. Es wurde bemängelt, dass im Vorfeld zu wenig informiert wurde. Bei dem Info-Abend im Juli 2024, zu dem alle Bewohner der Mondseelandgemeinden mittels Nachrichtenblatts eingeladen waren, waren lediglich 50 (!) Personen erschienen.

Mag man ein Anhänger der Schützenbewegung sein, oder „damit nichts auf dem Hut“ haben – das, was wir am vergangenen Wochenende in Mondsee erleben durften, war einzigartig und ganz besonders. Was der Veranstalter des Fests bzw. die Prangerschützenvereine Mondsee und Oberwang leisteten, um das Europaschützenfest 2024 zu einem unvergesslichen Ereignis zu machen, verdient allerhöchsten Respekt. Es war eine riesige Herausforderung, einen Event auszurichten, wo bis zu 50.000 Menschen erwartet wurden. Konzepte für Verkehr, Sicherheit, Gastronomie, Kanalisation, Medien u.v.m. waren zu planen und umzusetzen. Robert Schwaighofer und Sepp Freinberger und deren Kollegen steuerten diesen riesigen Dampfer drei Tage durch Mondsee, als hätten sie zuvor nichts anderes gemacht.

Wir erlebten ein buntes Bild fröhlicher, ausgelassener Vereine und deren Mitglieder, die durch Mondsee schritten, musizierten, lachten und tanzten. Wir trafen Menschen aus zwölf Nationen, die begeistert waren von der Organisation des Festes und von unserem schönen Mondseeland. Ich führte Gespräche mit Menschen, die unglaublich beglückt waren und sagten, so eine Kulisse und so ein Schützenfest hätte es noch nie gegeben. Ich sprach mit Einheimischen, die sagten, dass sie eigentlich an diesem Wochenende verreisen wollten und froh waren, daheim geblieben zu sein, weil so etwas „darf man nicht versäumen“. Ich wurde von Anrainern angesprochen, die trotz der verkehrsmäßigen Beeinträchtigungen die gute Wegführung und die Freundlichkeit der Exekutive lobten.

Apropos Blaulichtorganisationen – auch hier größter Respekt für den herausragenden Einsatz der Einheiten von Feuerwehr, Rotkreuz und Polizei, die teils ehrenamtlich viele Stunden Dienst leisteten. Dem Vernehmen nach waren es mehr als 200 Personen der Vereine, die unentgeltlich dazu beitrugen, dass das Europaschützenfest so reibungslos ablief.

Es ist derzeit nicht messbar und abschätzbar, welchen Werbewert das Europaschützenfest für die Region haben wird. Eines ist sicher: Die vielen Schützenvereine werden bestimmt daheim erzählen, wie beeindruckend das Fest in Mondsee war und wie schön das Mondseeland ist. Sie werden ihre Videos und Fotos präsentieren, ebenso wie die vielen Medienvertreter, die in Mondsee waren, berichten werden.

Resümierend darf gesagt werden – es war ein sehr erfolgreiches, lustiges und vergnügtes Wochenende. Es gab glücklicherweise keine schwerwiegenden Zwischenfälle, keine Ausschreitungen, keine Schlägereien, keinen Vandalismus. Nichts von alledem.

Gehen wir auf neue Projekte doch mit Neugier und Interesse als misstrauisch und vorverurteilend zu. Lassen wir uns vom Gedanken der Verbundenheit – eine der Grundideen des Europaschützenfests – tragen und versuchen wir ihn zu leben.

Versuchen wir, friedlich miteinander zu kommunizieren. Vermeiden wir wütende Kommentare in den Sozialen Medien, Hasspostings oder Beschimpfungen der freundlichen Mitarbeiterinnen in unseren Info-Stellen.

Das wünsche ich mir als glückliche „Zuagroaste“ und stolze Mondseerin.

Herzliche Grüße
Claudia Kolussi
Obfrau Kultur Marktgemeinde Mondsee

Veröffentlicht am 04.09.2024