Kampf um den Bürgermeistersessel vor 30 Jahren

Polit-Erinnerungen aus dem Mondseeland Teil 3

1985 stand das politische Mondsee vor einer Wachablöse. Walter Schragner statt Bürgermeister Franz Beer Franz Beer bei den Freiheitlichen, Hans Unger statt Rudolf Klimesch bei den Sozialdemokraten. Und die ÖVP?

Josef Mörtl – eigentlich schon seit 1979 in Polit-Pension – versuchte ein Comeback. Aber ein Teil der ÖVP, insbesondere der Arbeiter- und Angestelltenbund, hätte lieber den Gastwirt und VP-Obmann Adi Weinberger als Spitzenkandidaten gesehen.

Mörtl hatte bei einer Ende März 1985 abgehaltenen offenen Vorwahl eine knappe Mehrheit erreicht und sich auch bei einer internen Abstimmung in der ÖVP-Fraktion knapp gegen Weinberger durchgesetzt. Die VP-Spitze maß jedoch beiden Ergebnissen keinen bindenden Charakter zu und verwies auf das Parteistatut, nach dem der Parteivorstand die endgültige Reihungsentscheidung zu treffen hatte.

Bei der Abstimmung in einer Mondseer Frühstückspension lag Weinberger knapp vorne, und laut dem damaligen Fraktionsobmann Herbert Riesner wäre somit alles in Ordnung gewesen. Allerdings stellte sich ein Teil der VP-Fraktion offen auf die Seite Mörtls, was in der Folge zur Gründung einer eigenen Liste mit dem Namen MLM („Mondsee-Liste-Mörtl“) führte.

Prominentes Personal, Wendl übernimmt Wahlwerbung
Die Mörtl-Liste hatte durchaus lokalprominentes Personal anzubieten, und Wendl setzte auf zielgruppengerechte Werbung, brachte u.a. die Hausfrau Maria Mayrhofer und die Kauffrau Christl Grabner als Angebot „von Frau zu Frau“. Der Wahlkampf war geprägt von diversen Untergriffen und Spitzfindigkeiten und natürlich einer Flut von Aussendungen.

Am Wahlabend des 6. Oktober 1985 stand fest, was niemand so richtig für möglich gehalten hatte: Acht Mandate MLM, sieben für die VP, sechs für die SP und nur vier für die Freiheitlichen. Die MLM bot der VP eine Halbzeitlösung in der Bürgermeisterfrage an. Diese lehnte ab. Über Druck durch Landeshauptmann Ratzenböck sollte die VP das Angebot der MLM einer Halbzeitlösung doch noch annehmen. Aber da war es schon zu spät.

blaichinger 2015editionDie Mörtl-Liste hatte sich bereits mit der SP auf eine geteilte Amtszeit geeinigt. Vier Jahre Mörtl, und dann zwei Jahre Unger. Einfach war das für die Sozialdemokraten nicht, der seinerzeitige SP-Obmann Fritz Fürthauer sprach damals von einer Entscheidung „schweren Herzens“.
Aber eine Funktionsperiode vergeht schnell, und das von der VP-Landespartei ausgegebene Motto für die Wahlen 1991 lautete: Wiedervereinigung von VP und MLM.

Norbert Blaichinger

Nächste Folge: 1991: Drei Parteien und zwei Listen wollen in den Mondseer Gemeinderat

Die ganze Geschichte lesen Sie in dem Buch von Norbert Blaichinger „Das Mondseeland“ (Innsalz 2015), erhältlich bei Trafik Schwaighofer (Mondsee), Trafik Lettner und Postpartnerin Eppel (Zell am Moos), beim Verlag Aumayer (Munderfing), im Buchhandel und bei AMAZON.

Veröffentlicht am 26.10.2020