Iran: Aufschrei der Frauen - ein Abend mit Katharina Wagner

Iran: Aufschrei der Frauen - ein Abend mit Katharina Wagner

Für den ORF berichtet sie aus der Türkei und dem Iran. Am 8. Oktober kommt Katharina Wagner auf Einladung von Amnesty International nach Mondsee. Im Interview spricht sie über den Wunsch vieler IranerInnen nach Veränderung.

Katharina Wagner 2Amnesty International: Für einige Wochen wurde letztes Jahr viel über die Protestbewegung im Iran berichtet. Wird dort nach wie vor lautstark gegen das Regime demonstriert?
Katharina Wagner: Lautstark protestiert nicht, aber der stille Protest ist vor allem in Städten wie Teheran nicht zu übersehen. Frauen sind mit immer mehr Selbstverständlichkeit ohne Hijab unterwegs. Manchmal auch in bauchfreien Tops, das wäre noch vor einem Jahr unmöglich gewesen. Dasselbe ist auf Social Media zu beobachten. All das drückt eine größte Unzufriedenheit, vor allem der jungen, städtischen Bevölkerung gegenüber dem Machtapparat aus.

Amnesty International: Beobachten Sie im Iran in Bezug auf die Einhaltung der Menschenrechte auch Fortschritte?
Katharina Wagner: Davon kann man nicht sprechen. Der jüngste Jahresbericht von Amnesty International hat deutlich gemacht: Die Zahl der vollstreckten Todesstrafen hat enorm zugenommen. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International gehen davon aus, dass die Urteile auch politische Hintergründe haben und gezielt zur Repression eingesetzt werden.

Amnesty International: Junge, progressive Menschen und ein sehr konservatives, autokratisches Regime. Wie passt das zusammen?
Katharina Wagner: Junge, gebildete Iranerinnen und Iraner sind auf internationalen Social Media Plattformen sehr aktiv. Dieser Blick verändert die Sicht auf die Verhältnisse im eigenen Land. Zur politischen Unzufriedenheit kommt eine große Frustration wegen der desaströsen wirtschaftlichen Lage, hoher Inflation, Missmanagement und Korruption. Die junge iranische Stadtbevölkerung ist gut gebildet, mehr als die Hälfte der Universitäts-AbsolventInnen sind Frauen. Und die wollen Fortschritt statt Stillstand.

Amnesty International: Wie geht es Ihnen als Journalistin im Iran?AI Mondseeland Katharina Wagner 2023 Flyer A6 low
Katharina Wagner: Für ausländische JournalistInnen gilt es nicht nur, die eigene Sicherheit im Auge zu behalten, sondern vor allem auch jene von Interview-PartnerInnen. Gleichzeit erlebe ich im Iran immer wieder eine Gastfreundschaft, eine Neugier und Herzlichkeit vor allem junger Frauen, die ich in wenigen anderen Ländern erfahren habe. Mich haben viele Begegnungen vor und hinter der Kamera sehr berührt und beeindruckt. Sich als Frau im Iran Regeln zu widersetzen, erfordert unglaublich viel Mut.

Veranstaltungshinweis
Iran: Aufschrei der Frauen
Ein Abend mit ORF Korrespondentin Katharina Wagner

Sonntag, 8. 10. 2023, 19:00 Uhr, Pfarrsaal Mondsee
Eintritt: 13 Euro, unter 25 Jahre freier Eintritt

Quelle: Amnesty International Mondsee

Veröffentlicht am 02.10.2023