Schiffsdoktor ahoi!

So richtig gern hat er das am Anfang gar nicht gehört als sein damaliger Chef, der Rudi Brandstötter, ihn zum ‚Schiffsdoktor’ inkl. Ordinations-Schild an der Werkstatt-Tür ernannt hat. Und dann hat er sich daran gewöhnt und weit über das ganze Mondseeland hinaus, sogar in Skandinavien weiß man heute, wer der Mondseer Schiffsdoktor ist. Zuerst zu einem Geheimtipp, dann zu einer Institution für Yacht- und Bootsbesitzer jeden Formates ist der Hans Grubinger geworden!

Ob sich das jemand gedacht hätte, als seine Mutter noch mit dem Auto der Nachbarn nach Thalgau 1959 zum Entbinden gefahren wurde. Zuerst war der kleine Hans mit seinen Eltern und den beiden Geschwistern in der Höribachsiedlung. 1981 hat die Familie Grubinger das neu gebaute Haus am Mondseeberg bezogen. Seitdem gibt’s rund um die Uhr erste Reihe fußfrei freie Sicht zum See. Beneidenswert!

Woche2115Vor 43 (!) Jahren hatte der Hans angeheuert bei der Segelschule Mondsee. Eingestiegen ist er dort ja als Surf- und Segellehrer. Das waren noch andere Zeiten damals, nicht nur weil es Ehrensache war, sich sein Surfbrett selbst zu Basteln, bevor der Wind Richtung Gardasee gerufen hat. In der Segelschule jede Woche bis zu 300 Leute auf den Booten und den Brettern. Grad ‚gwoislt’ hat’s und jeden Freitag ein große Party, dass die Korken über den See grade so knallten!

So ein gutaussehender Surflehrer, wie der Hans einer war, hätte nicht nur Geschenke bekommen, dem wär auch die Frauenwelt zu Füßen gelegen. Aber er hat sich klipp und klar für seine flotte Karin aus der Braunauer Gegend entschieden. 1982 wurde geheiratet. Kennengelernt haben sie sich – no na, damals das In-Beisl von Mondsee – in der Rösslbar. Und bald sind die beiden Kinder, Nadine und David, rausgepurzelt und der Hans wurde mit jeder Faser ein Familienmensch.

Irgendwann war ihm das Tamtam an der vordersten Front in der Segelschule dann doch ein wenig zu viel und er begann sich für das Bootshandwerk zu interessieren. Da gab’s die erste größere Bootswerkstatt in Mondsee gegenüber der Post. Das weiß heute fast keiner mehr. Und weil er nicht nur ein geschickter Bursch war sondern auch auffällig durch die stoische Ruhe in fast jedem Sturm, hat er die Werkstatt für die Segelschule als Schiffsdoktor bald ganz allein gemanagt. Bis heute!  Aber in diesen Tagen geht er zufrieden in die Pension und übergibt den Bootshafen an seinen Nachfolger.

Was er dann machen wird?IMG 5384 Es gibt viel zu tun: die drei Enkelkinder lieben ihren kreativen Opa heiß und er ist ja nicht nur dem Segelsport verfallen. Irgendwann in den 90ern hat es ihm gefallen, festes Land unter den Füßen zu spüren. Seitdem tourt er u. a. für ‚Wings for Life’ durch die Stadt Marathon-Strecken Europas: von Wien über Hamburg bis Barcelona. ‚Gut dabei sein ist alles!’, ist ihm wichtig und die laufende Freundschaft mit den Lauffreunden Mondsee und der Nachbarschaft am Mondseeberg. Die lassen sich alle gerne von seinen Ideen anstecken, wie man aus dem Leben ein Fest machen kann. Denn der Hans, der ist zum Beispiel auch ein bekennender Faschingsnarr.

Der Faschingsdienstag war ihm immer heilig: da hatte er Urlaub, jedes einzelne Jahr. Er steckte sich in ein originelles Kostüm und war oft wirklich nicht leicht zu kennen mitten im Mondseer Faschingsumzug-Trubel. Nach der Gaudi ist er stets zu Fuß heim auf den Mondseeberg und den Tag drauf, den Aschermittwoch, wieder aktiv in der Werkstatt gestanden. ‚Das muss man aushalten.’, sagt er und lacht sein typisches Lachen und freut sich. Vielleicht fängt er jetzt auch noch mal zum Modell-Fliegen an. Dann ist er mit allen Wassern gewaschen die Elemente durch: Wasser, Luft und Erde. Und gut ist’s!

Text: Gabriele Haslinger (Die dir hiermit - wie auch wir von ML24.at - für den verdienten Ruhestand alles Gute wünscht!)

Veröffentlicht am 03.05.2021