
Erinnerung an die „Störgeher“.
Eine Erinnerung an jene Handwerker, die – ehe es noch die klassischen Werkstätten gab – ins Haus kamen, um Dienstleistungen zu verrichten.
Stör oder Ster?
Beide Begriffe kommen in der Literatur vor und meinen Handwerker wie Schuster, Tischler, Weber oder Schneider, die ins Haus kamen, um dort Dienstleistungen zu verrichten. Aber was bedeutet der Begriff eigentlich? Dazu gibt es verschiedene Meinungen. Teils meint man, der Begriff „Stör“ habe sich auf eine Störung des Hauslebens bezogen. Elisabeth Mayrhofer, viel wissende Frau und Witwe nach Hans Mairhofer-Irrsee in Zell am Moos, hingegen glaubt nicht an diese Vermutung. Ihrer Meinung nach hätten die Störgeher Abwechslung in das oft eintönige Leben der Hausleute gebracht. Sie lebten oft mehrere Tage im Haus, wurden verköstigt und hatten allerhand Neuigkeiten zu erzählen. Aber natürlich war es auch eine gewisse Art von Störung, weil die Störgeher ja ihr Werkzeug mitbrachten und sich oft am Tisch der Stube oder der Küche ausbreiteten.
Störgeher hatten kein leichtes Leben. Einerseits immer auf Wanderschaft, andererseits mussten sie auch oft auf ihren Lohn warten, weil die die Bauern in der Regel nur dann über Geld verfügten, wenn sie etwa ein Stück Vieh verkauften. So mussten die Störgeher meist mehrmals einen Hof aufsuchen und ihren Lohn einfordern.
Zu Maria Lichtmess war Zahltag.
Allgemeiner Zahltag war immer Maria Lichtmess, der 2. Februar. Später haben sich immer mehr Handwerker mit eigenen Läden und Werkstätten selbständig gemacht, was bei den Kunden wegen der sofortigen Bezahlnotwendigkeit nicht so gut ankam. Jedenfalls aber war mit dieser Entwicklung das Ende der Störgeher eingeläutet.
Norbert Blaichinger
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