Die immer zu kleine VS Oberwang

Ende Mai musste sich die Gemeinde Oberwang von einem bedeutungsvollen Gebäude verabschieden, welches viele Generationen an Schülerinnen und Schülern seit Jahrhunderten begleitet hat: die alte Volksschule - Oberwang 54.20230513 095607

Immer schon beherbergte sie zahlreiche (mal mehr oder manchmal auch nur wenig :) wissbegierige junge Menschen und war gefühlt ihr Leben lang immer zu klein.

Dabei durchlief sie einige Aufstockungs- und Erweiterungsphasen. 
Gebaut - also wirklich mit Ziegel, Stein und Mörtel - wurde sie im Jahr 1852, wobei das Gebäude bereits seit 1782 sein Dasein als Holzschule (rein aus Holz gebaut) führte.

Ab 1852 wurden in der einklassigen Oberwanger Volksschule unglaubliche 190 Schülerinnen und Schüler unterrichtet! Was heute rechtlich gar nicht mehr erlaubt wäre, machte die winzige Lehrstätte 1892 zur größten einklassigen Volksschule im Bezirk Vöcklabruck.
Klassenweise aufgeteilt auf Vormittag und Nachmittag wurden so die knapp 200 Schüler*innen unterrichtet (damals waren auch noch Kindern aus Oberaschau dabei, denn die Oberaschauer VS wurde erst 1912 gebaut) und sogar Sonntags gab es Schulstunden. Wobei die Kinder insgesamt meist nicht mehr als 2-3 Tage pro Woche zur Schule gingen. Während im Obergeschoß der Unterricht stattfand, beherbergte man im unteren Stock die Lehrer (Lehrerwohnung).

1954 erfolgte nach über 100 Jahren eine Aufstockung des Gebäudes, wodurch aus der Schule mit nur einem Klassenraum eine Bildungsstätte mit 3 Klassen entstand. Zwar wurde diese Vergrößerung durch den unaufhörlichen Regen 1954 unterbrochen (gerade als am 8. Juli 1954 das Dach runtergenommen wurde, begann es für 1 Woche durchgehend zu regnen), dennoch konnte im November 1954 die letzte Klasse ihre neuen Räumlichkeiten beziehen.

Mit einer Schulstufe in der ursprünglichen Lehrerwohnung (1.-2. Klasse), der 3. und 4. Klasse im Dachgeschoß und den Schulstufen 5-8 im 1. Stock wurde in der Volksschule Oberwang Rechnen, Lesen und Schreiben, sowie Naturgeschichte und auch Handarbeiten unterrichtet.

20230525 123756Trotz der Erweiterung bekam die Schule ihr Platzproblem einfach nicht gelöst. Der heute für die Schule verantwortliche Fritz Innerlohninger erinnert sich "Als ich damals zur Schule ging, wurde die 1. Klasse am Vormittag unterrichtet, die 2. Klasse am Nachmittag, war man in der 3. Klasse musste man auf die Raiffeisenbank spazieren, weil der Unterricht dort statt fand und in der 4. war man wieder in der Volksschule genauer gesagt im Dachgeschoss."

1938 gab es schon mal Pläne für einen neuen Schulstandort (das Gemeindeamt sollte ins Schulgebäude ziehen) aber der 2. Weltkrieg machte dem Ganzen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.

So durfte die alte Volksschule immerhin noch bis 1990 als Lehrstätte der Oberwanger Schüler*innen bestehen bleiben, bevor der neue Gebäudekomplex, der heute als Volksschule fungiert, erbaut wurde.

War die alte Oberwanger Schule in den 90er Jahren und Anfang 2000 noch ein stets gern genutzter Ort für die Gemeindevereine (Jungschartreffen, Trachtenvereinproben, Adventmarkt der Goldhauben etc.), wurde sie in den letzten 10 Jahren auf Grund der schlechten Bausubstanz fast nicht mehr genutzt und musste nun Ende Mai 2023 nach über 250 Jahren endgültig 'Lebewohl' sagen.

Ihr Abriss kommt einer Straßenverbreiterung (Entschärfung der Engstelle) als auch einer Neugestaltung des Ortsbildes zugute.

ML24.sh / Gemeinde Oberwang

Veröffentlicht am 06.06.2023