Wie steht's um den Mondseeland Tourismus?

Wie steht's um den Mondseeland Tourismus?

Als wir den Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mondsee-Irrsee, Thomas Ebner, zu einem Gespräch über die Entwicklungen im Tourismus rund um Mondsee und Irrsee trafen, zeigte er sich sehr zufrieden. "Unsere Bemühungen, die Sommersaison zu verlängern und vor allem die Nebensaisonen in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken, zeigen Wirkung", sagte er. Mittlerweile beginnt die Sommersaison in der Osterwoche und endet mit den Herbstferien im Oktober. Hauptaugenmerk der Bewerbung liegt bei der Ansprache von Nächtigungsgästen, um für die im Mondseeland ausschließlich familiengeführten rund 250 Beherbergungs-betrieben aller Kategorien eine wertschöpfende Auslastung und damit Existenzgrundlage zu schaffen.

mondsee herbst collage

Leider werden immer noch Nächtigungszahlen als das einzige Maß für den Erfolg im Tourismus betrachtet, obwohl laut Thomas auch andere Kennzahlen wie Wertschöpfung und Gästezufriedenheit relevant wären. Trotzdem deutet alles auf eine Rekordsaison hin. Vor zehn Jahren gab es in den Sommermonaten von Mai bis Oktober etwa 100.000 Gästenächtigungen weniger, obwohl die Anzahl der Betten höher war. Daraus lässt sich schließen, dass eine höhere Auslastung zu einer gesteigerten Wertschöpfung der Beherbergungsbetriebe führt. Diese touristische Wertschöpfung sichert Arbeitsplätze und wirkt sich indirekt auch auf nicht-touristische Branchen aus, beispielsweise durch Umbauten und Renovierungen.

In der Tourismus- und Freizeitbranche sind Veränderungen spürbar. Die Branche leidet nicht nur unter Personalmangel, sondern auch unter steigenden Kosten für Energie, Lebensmittel und Annuitäten. Eine zentrale Frage der nächsten Jahre wird sein, ob die steigenden Preise an die Gäste weitergegeben werden können, ohne das Preis-Leistungs-Verhältnis unattraktiv werden zu lassen. Auch der Klimawandel und damit verbundene Extremwetterereignisse sowohl im Mittelmeerraum als auch in Österreich spielen mittlerweile bei der Entscheidung potenzieller Urlaubsgäste eine Rolle.

Die klimatischen Veränderungen gehen auch5ea02f284addf Wandern Kolomansberg 9 TVB Mondsee Irrsee Responsive 750x422 am Lebensraum rund um Mondsee und Irrsee nicht spurlos vorbei und haben direkte Auswirkungen auf die Freizeitinfrastruktur. Beispielhaft ist der Kolomansberg mit seinen Wanderwegen und Mountainbikestrecken schon die gesamte Saison von Wegsperren betroffen. Schnee(bruch), Hagelsturm, Wind, Hitze, Trockenheit und letztendlich der Borkenkäfer haben der Natur derart zugesetzt, dass eine Sperre zur Aufarbeitung der Forstschäden ohne Freizeitsportler zu gefährden, unumgänglich ist.

HelenentalMondseeHerbst TVBMondseeIrrseeApropos Wegsperren – hier richtet Thomas einen Appell an alle Freizeitgenießer und bittet Wegsperren unbedingt zu beachten. Kein einziger Weg wird aus Spaß gesperrt, sondern hat jede einzelne Sperre ihren, vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlichen, Grund. Jeder Wanderweg, Radweg und Mountainbikestrecke hat einen Wegehalter, der per Gesetz für die Sicherheit der Benutzer verantwortlich und haftbar ist. Erhält der Wegehalter Kenntnis, dass zB wie im Helental eine Hangrutschung droht, hat dieser umgehend den Weg zu sperren. Wird der Weg trotz Kenntnis einer Gefährdung nicht gesperrt und es passiert ein Unglück, kann der Wegehalter wegen Vorsatz gerichtlich zur Verantwortung gezogen werden und steigt zusätzlich jede Wegehalterversicherung aus. Um eine sichere Benutzung eines Weges zu gewährleisten sind manchmal auch Sachverständigengutachten, sei es durch Geologen, Baumsachverständige oder die Wildbachverbauung, notwendig. Diese enthalten neben einer Beurteilung des Gefährdungsgrades auch Maßnahmen, um die Situation zu verbessern. Bis das Gutachten erstellt ist, die Maßnahmen abgearbeitet und durch ein neuerliches Gutachten freigegeben sind, dauert es manchmal leider etwas länger. Ein absolutes „No Go“ ist, wie es leider immer wieder vorkommt, Absperrungen oder Hinweise auf „forstliches Sperrgebiet“ zu entfernen. Dies ist eine vorsätzliche Gefährdung anderer Freizeitgenießer.

Ein anderes Thema ist die in diversen Medien angedeutete thomas ebner tvbZusammenlegung der OÖ-Tourismusverbände im Salzkammergut zu einem großen Verband. Fakt ist, dass durch eine notwendige Novellierung des OÖ-Tourismusgesetzes eine „marktkonforme, effektive und effiziente“ Tourismusstruktur in Oberösterreich geschaffen werden soll. Für das Salzkammergut besteht der politische Wunsch noch intensiver und verbindlicher zusammenzuarbeiten. Diesbezüglich werden Vertreter:innen der Tourismusverbände im Salzkammergut in den nächsten Monaten im Rahmen eines Prozesses die Köpfe zusammenstecken um ergebnisoffen über eine noch tiefergehende, bundeslandübergreifende freizeittouristische Zusammenarbeit nachzudenken. 

„Eine unsere Kernaufgaben ist heute schon die Zusammenarbeit mit unseren Kolleg:innen im Salzkammergut. Der Urlaubsgast macht ja bei einem Aufenthalt nicht an den Grenzen des Mondseelandes halt und auch das Wegenetz endet nicht plötzlich an einer unsichtbaren Grenze“, beschreibt Thomas zwei Beispiele. Ganz aktiv werden bereits unterschiedliche Tourismus- und Freizeitthemen von einem Verband für das gesamte Salzkammergut abgewickelt. Kernkompetenzen nennen das die Touristiker:innen.

Beispielhaft wird etwa das Urlaubsmotiv „Golf“ für das gesamte Salzkammergut über den Schreibtisch von Thomas und seinen Mitarbeiterinnen organisiert. (siehe Video)

Golf und Seen im Salzkammergut - Video: TVB Mondsee Irrsee

Die Bündelung von Kompetenzen und Ressourcen macht in einem schwieriger werdenden Marktumfeld absolut Sinn. „Ich stehe der Intensivierung unserer bereits jetzt sehr professionellen und vertrauensvollen Zusammenarbeit unter den einzelnen Tourismusverbänden über drei Bundesländer hinweg absolut positiv gegenüber,“ so Thomas‘ Schlussworte unseres interessanten Gesprächs.

Veröffentlicht am 03.10.2023