Vom Glück und Unglück am Steiningerhof am Irrsee

Altbäuerin Erna Dittlbacher vom Steiningerhof kann viel von Glück und Unglück aus vergangenen Jahrzehnten erzählen.
Erna Dittlbacher, heute frische 78 Jahre alt, stammt ursprünglich vom Feichtingerbauer-Haslau, wo ihre Mutter Anna aufwuchs. 1949 kam sie als Vierjährige mit ihrer Mutter an den „Stoaninger-Hof“ am Irrsee-Westufer zu ihrem Vater Johann Fischhofer. Der war der Bruder des als „Speckinger“ bekannten Alois Fischhofer. Schon als Kind wurde sie mit dem praktischen Leben auf dem Bauernhof vertraut gemacht. „Ich habe sogar gelernt, wie man Blochholz ausrechnet“, sagt die heutige Altbäuerin des Hofes, zu dem auch viel Wald gehört.

Gern wäre Erna länger zur Schule gegangen, hatte schon die Anmeldung für die Landwirtschaftsschule in Weyregg in der Tasche, aber die Eltern stimmten nicht zu. „Du heiratest sicher eh bald, da braucht man keine Ausbildung als Mädchen“, so war damals die Meinung im Elternhaus, und nicht nur dort. Aus dieser Absage an eine höhere Bildung hat Erna später Konsequenzen gezogen und ihren drei Kindern wertvolle Ausbildungen ermöglicht. Geheiratet hat Erna tatsächlich früh, nämlich schon mit 20 Jahren (1965) den „Hochserner“ Georg Dittlbacher. „Er war ein sehr tüchtiger Mensch, der sein ganzes Herzblut in den großen Hof gesteckt hat“, streut Erna ihrem an Zuckerkrankheit verstorbenen Mann heute noch Rosen.
Mitte der 1970er Jahre wurde das Bauernhaus abgerissen und neu gebaut und durch einen neuen Frühstücksraum und einer neuen Schank im Vorhaus noch mehr auf Tourismus ausgerichtet. Das Campingangebot besteht seit 1978 und umfasst ausschließlich Dauerstellplätze. Geführt wurde der Campingplatz früher von Erna und Georg Dittlbacher, nach dem Tod von Georg wurde eine Gesellschaft eingerichtet.
Tragischer Unfall des Vaters.
Auch Johann Fischhofer war ein Mann der Tat. Nicht nur als Bauer, sondern auch beim Eismessen am Irrsee im Winter. „Wenn man dreimal in das Eis hacken kann, ohne dass Wasser herauskommt“, hält das Eis, und man kann über den See gehen“, hat er immer gesagt, so Tochter Erna. Glück und auch ein tragisches Ereignis haben das Leben Fischhofers geprägt. Glück hatte er, als er zur Stellung musste und wegen eines Herzfehlers vom Einrücken in den Krieg befreit wurde. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder Alois, der schwer verletzt aus Stalingrad in die Heimat zurückkam.

Das tragische Ereignis, mit dem das Leben des Johann Fischhofer endete, ereignete sich am 27.10.1980. Erna erinnert sich: „Mein Vater hat gesagt, er wolle noch die Nüsse von den Bäumen schütteln, weil es in den nächsten Tagen kalt wird, und dann ist das Einsammeln der Nüsse zu kalt“, erzählt Erna. Als er fertig war, ist er dann mit der Aluminium-Leiter hinter das Haus gegangen. Dort muss es einen Übersprung der Elektrizität von der in einigen Metern Höhe verlaufenden Starkstromleitung auf die Leiter und damit auf Fischhofer gekommen sein. Der Strom dürfte ihm vom Kopf durch den ganzen Körper gefahren und bei den Zehen wieder ausgetreten sein. „Er war sicher auf der Stelle tot“, sagt Erna.

„No voi im G’schäft.“
Eine letzte Frage an die Altbäuerin: Hat sie sich mittlerweile auf die Rolle einer Beobachterin des Hofgeschehens zurückgenommen? „Nein, i bin no voi im G’schäft, sage, was von den Mitarbeitern gemacht werden muss“, antwortet sie. Auf eine Frau, die so viel vom Geschäft am Hof versteht, verzichtet man halt nicht gerne.

Νorbert Blaichinger

Veröffentlicht am 27.02.2023