Segen für die Menschen und ein langsamer Tod

Segen für die Menschen und ein langsamer Tod

MONDSEE. Das Krankenhaus Mondsee war einst ein Segen für die Bevölkerung. Trotz der Begrenztheit an medizinischen Leistungen leistete es gute Dienste für die Menschen. Als Ergänzung zu den großen Krankenhaus-Einheiten sowie als Rehabilitationsstätte und damit als kleine Entlastung für pflegende Angehörige.

Im Jahre 1909 wurde mit dem Bau begonnen, die Eröffnung folgte am 1. September 1912. Im ersten Weltkrieg als Lazarett genutzt, ging das Krankenhaus im Jahr 1922 in den Besitz der Marktgemeinde Mondsee über. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Krankenhaus zweimal erweitert, und durchschnittlich 10.500 Pflegetage sowie mehr als 400 ambulante Behandlungen pro Jahr rechtfertigten diese Einrichtung. Das Krankenhaus war mit den Namen vieler Ärzte verbunden: Hans Wurm, Otto Frena, und besonders Emanuel Jörgner. Die Pflegebetreuung hatten ab 1921 Schwestern des Ordens der Schulschwestern übernommen.

Ein langsamer Tod.
Nach dem Ableben von Doktor Jörgner im Jahr 1975 wurde das Krankenhaus von praktischen Ärzten ohne Primariat betreut: Klaus Frena (ärztlicher Leiter), Helmut Palzinsky, Josef Gmeiner, Hans Peter Götz und Renato Kasseroller. Das Ende des Krankenhauses kam, als es von ärztlicher Seite nicht mehr verantwortet werden konnte, Geburtshilfe zu leisten.

Dr. Helmut Palzinsky, Gemeindearzt von Zell am Moos, sagte damals dazu: „Es war medizinisch nicht mehr verantwortbar, die Geburtshilfe weiterzuführen, auch wenn die meisten Geburten problemlos erfolgten. Aber für den Fall, dass eine Geburt zu Komplikationen führt, muss man rasch eingreifen können, und dafür gab es im Krankenhaus Mondsee nicht die erforderliche Ausstattung, etwa bei Kaiserschnitt.“ Das Jahr der Schließung des Krankenhauses Mondsee war das Jahr 1994. Zwar gab es Versuche von politischer Seite, eine Schließung zu verhindern (auch mit einer Unterschriftenaktion), aber die Entscheidung war gefallen. Eventuell hätte ein Krankenhaus für Geriatrie Sinn gemacht (ein Vorschlag des damaligen Bürgermeisters), aber dafür war offensichtlich die Zeit noch nicht reif.
blaichinger 2015editionMöglicherweise wurde das Krankenhaus Mondsee aber auch Opfer des damaligen Zeitgeistes und dem Trend zu großen Einheiten.

Norbert Blaichinger

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Veröffentlicht am 28.08.2020