
ML24 im Gespräch mit Franz Muhr
ml24: Lieber Franz, Du bist ja der Motor der Initiative „Mondsäer“, dem Gemeinschaftsgarten in Mondsee: Wie geht es euch mit eurem Garten?
Franz: Wunderbar! Alleine im letzten Jahr durften wir gemeinsam so viele Erfahrungen machen, an die wir alle gerne und oft zurück denken. Unser Gartenprojekt ist ja nicht nur zum Anbauen von Obst und Gemüse gedacht, es ist ein gemeinsames Projekt für alle Menschen im Mondseeland. Gerade diese Interaktion, also das Wahrnehmen des Gartens durch unsere Mitbürger und die praktische Arbeit, macht mir eine riesige Freude!
ml24: Aber wie nimmt denn die Gemeinschaft den Garten der Mondsäer wahr?
Franz: Wir hatten beispielsweise im letzten Herbst einige Schulklassen zu Besuch. Die Kinder gehen auf den Garten viel offener zu, wie unsere erwachsenen Besucher. Sie waren an den verschiedenen Pflanzen interessiert und haben mit Freude gearbeitet, also beispielsweise Weizen gesät.
Auch lernen unsere Mitmenschen, dass „Garten“ nicht gleichzusetzen ist mit einer barocken, geometrischen zwanghaft angeordneten Gartenanlage. Unser Garten ist ein buntes Biotop an chemiefreien Lebensräumen. Verstehe mich nicht falsch, jeder soll seinen Garten gestalten, wie er möchte und wenn er einen Garten mit strenger, geometrischer Ordnung mag ist das auch in Ordnung. Nur wir wollen einen naturnahen Garten, der in sich stabil ist. So, wie mir persönlich der Naturpark Bayrischer Wald als europäischer Urwald besser gefällt, als eine Fichtenmonokultur. Und jeder ist gerne eingeladen: Setze Dich, vielleicht in der Mittagspause, in unseren Garten: Das tut einfach gut!
ml24: Ist die Einladung an die Schulen eine einmalige Aktion?
Franz: Nein, sicherlich nicht. Der Weizen, den die Kinder angesät haben, ist gut aufgegangen und man kann jetzt das frische Grün bestaunen. Mit ein wenig Glück sind wir im August schneller wie die Spatzen, dann gibt es auch ein paar Körner zu ernten. Wenn wir es dann auch noch schaffen, etwas daraus zu backen, wäre den Kindern der Prozess vom Boden bis zum Teller klar geworden. Aus meiner Sicht wichtig, in einer Zeit, wo das Brot im Supermarktregal „wächst“.
ml24: Gibt es schon etwas zu sehen?
Franz: Am einfachsten ist es, wenn man beim Garten vorbei schaut. Dann kann man sehen, dass schon viel Beikraut geharkt wurde und dass wir langsam beginnen, neues Gemüse anzubauen. Schwerpunkt ist heuer der Versuch des Mulchens. Was gibt es Unnatürlicheres, als nackte, offene Erde? Wo sehen wir das in der Natur? Wir wollen die Biodiversität, also die Vielfalt der Bodenorganismen unter der Mulchdecke fördern, den Aufwuchs einfacher Unkräuter bremsen und die Feuchtigkeit im Boden halten. Einziges Problem könnten Schnecken in einer nassen Periode werden.In den Regalen der Mitglieder der Mondsäer stehen schon unzählige Jungpflanzen und warten auf die frostfreie Zeit. Vogerlsalat ist bereits im Garten fertig und verwendbar und auch der Mangold ist schon von alleine wieder durch die Erdoberfläche gebrochen.
ml24: Seid ihr auf dem richtigen Weg?
Franz: Wenn ich sehe, wie alles wächst und sprießt und brummt und summt und wenn ich die Freude im Gesicht aller Beteiligten sehe: Ja!
ml24: Was würdest Du Dir für die Mondsäer wünschen?
Franz: Da möchte ich zuerst der Gemeinde meinen Dank aussprechen. Uns wurde das Grundstück zur Verfügung gestellt und so ein Freiraum geschaffen, wo Freundschaften wachsen können und Wissen geteilt wird. Wir haben hier die Möglichkeit, etwas Neues auszuprobieren und jeden Tag zu lernen.
Mir wäre es wichtig, wenn die öffentliche Verwaltung in einem nächsten Schritt den gesellschaftlichen Wert des Gemeinschaftsgartens erkennen und unterstützen würde. Wir haben an jedem Besuch, an jeder helfenden Hand Freude.
So kann jeder, der im Garten jemanden arbeiten sieht, zu einem Plausch vorbei kommen, oder sich selbst beteiligen. Ohne Verpflichtungen und nur, weil es eben Spaß macht. Aber bitte nicht alleine und das Ernten obliegt den Mitgliedern.
Die Integration der noch einigermassen mobilen Bewohner des Altenheimes wäre uns ein echtes Anliegen: Dazu braucht es aber einen Weg, eine Sitzgelegenheit und einen Sonnenschutz. Dies zu errichten, ist uns schon alleine aus wirtschaftlichen Gründen kaum möglich, wir haben ja keinerlei Einnahmen oder Förderungen. Es ist uns seitens der Gemeinde sogar verboten. Hier könnte die Gemeinde mit wenig Aufwand viel bewirken und die Wirkung des Gartens als Sozialwertprojekt fördern.
Es wäre auch sehr praktisch und würde gepflegter aussehen, wenn wir unsere paar Gerätschaften besser unterbringen könnten: Da könnte uns die Gemeinde mit einem rechtskonformen Vorschlag helfen, bisher war da keine erlaubte Lösung in Sicht.
Franz Xaver Muhr: Umtriebiger Altbauer und Motor des Gemeinschaftsgartens der Mondsäer Kontakt Mondsäer: https://www.facebook.com/Mondsaeer/ Mail: