Infoabend zum Thema „Trinkwasserabfüllanlage“

Vivida-Chef Herbert Hofbauer zog seinen Antrag auf Umwidmung – des für seine geplante Wasserabfüllanlage in Weißenbach am Attersee benötigten Geländes – zumindest wörtlich am Ende des Abends zurück.

Kurz zur Vorgeschichte:
Die Fa. Vivida GmbH beabsichtigt, eine Trinkwasserabfüllanlage im mittelbaren Anschluss an die Fa. Nöhmer im Weißenbachtal zu errichten. Die erforderlichen Probebohrungen wurden von der Wasserrechtsbehörde genehmigt und im Jahre 2016 bereits durchgeführt. Diese haben als Ergebnis bestes Wasser ergeben. Aus diesem Grunde hat die Fa. Vivida einen Antrag auf Änderung des Entwicklungskonzeptes und des Flächenwidmungsplanes an die Gemeinde Steinbach am Attersee gestellt. Mit dem Ziel, hier eine Abfüllanlage zu errichten. (Absatz aus der Einladung der Gemeinde Steinbach)

Weil dieses Vorhaben in der Bevölkerung nicht nur auf Zustimmung stieß, entschied sich die Gemeinde Steinbach am Attersee, bzw. die Bürgermeisterin Nicole Eder, zu einem Infoabend einzuladen.

Zum Bersten voll war der Christian Ludwig Attersee Saal in Steinbach am Attersee. Mehr als 200 Bürger und Bürgerinnen drängten sich in dem Raum – ganze Menschentrauben mussten dem Vortrag in den Türen stehend lauschen. SteinbacherInnen und WeißenbacherInnen, aber auch viele Menschen aus dem Raum Attersee und dem Mondseeland waren gekommen, um sich die Gelegenheit von Frage und Antwort, das umstrittene Projekt betreffend, nicht entgehen zu lassen.

Den Abend eröffnet hat ÖVP Bürgermeisterin Nicole Eder mit einem Zitat des griechischen Philosophen Thales: „Das Prinzip aller Dinge ist Wasser; aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück.“ Eder, der es ausdrücklich wichtig ist, die Bevölkerung zu informieren, betonte mehrmals, dass in „dieser Sache“ noch nichts entschieden ist. Und es werde erst entschieden, wenn sich „alle einig sind“. Ob mit „alle“ auch die Bürgerinnen und Bürger gemeint waren, wird sich weisen.

Die Stimmung im Saal war spannungsgeladen. Auf dem Podium saßen Herrn Mag. Gadermayr (Geologe), Herr Mag. Hofbauer, Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft Vivida, und Herr Dr. Nusser von den österreichischen Bundesforsten.

Mag. Gadermayr präsentierte das Projekt aus geologischer Sicht und erzählte die Geschichte der Wassersuche, die bereits 8 Jahre andauerte, und schließlich – scheinbar erfolgreich – in Weißenbach am Attersee ihr Ende fand. Scheinbar deswegen, weil sich einerseits die Qualität des Wassers als hervorragend herausstellte, das Reservoir groß genug für die Abfüllung ist und sich die Firma Vivida GmbH mit den Bundesforsten – den Besitzern des Wassers – bereits handelseinig geworden waren. Aber der Vision von Herbert Hofauer nämlich die einer österreichischen Mineralwasserproduktion fehlte noch etwas Entscheidendes - nämlich die Umwidmung des für die Abfüllung erforderlichen Betriebsgeländes im Weißenbachtal.

Damit wandte er sich an die Gemeinde Steinbach. Nachdem das Thema Wasser und dessen Verkauf durch private Firmen in Österreich generell, im Salzkammergut aber vielleicht ein speziell heikles Thema ist, beschloss die Gemeinde, dies mit der Bevölkerung zu diskutieren bzw. darüber zu informieren.

Herr Mag. Hofbauer schloss an die geologische Präsentation an. Er stellte sich als studierter Betriebswirt, Kaufmann und Familienvater vor. Die Liebe zur Region hat er als gebürtiger Wiener durch seine Sommerurlaube in der Region entdeckt. Kernthema seiner Präsentation war es, dass Wasser nicht ein endliches Gut wie Erdöl oder Kohle ist, sondern ein unendliches, da es durch Niederschläge, welche im Salzkammergut recht häufig sind, immer wieder aufgefüllt wird.

Dass dies nicht die Hauptsorge der anwesenden Menschen widerspiegelt, ist ihm allerdings entgangen. Zu einer der Fragen, die den Menschen wirklich unter den Nägeln brannten, nämlich der zu dem zu erwartenden Verkehrsaufkommen, wollte Hofbauer nicht Stellung beziehen.

Überhaupt hatte er der Antworten recht wenig. So konnte er weder einen geplanten Verkaufspreis des Wassers, noch die Größe oder den Umfang des benötigten Gebäudes der Abfüllanlage nennen. Er sei, so sagte Hofbauer, ein Freund der kleinen Schritte – und habe über derlei zum momentanen Zeitpunkt noch nicht nachgedacht.

Dafür hatten die SteinbacherInnen bereits über vieles nachgedacht und auch ihre Aufgaben gemacht. Die erste Wortmeldung eines Steinbachers, der seit über 40 Jahren in der Region lebt, betraf die Firmenstruktur der Vivida GmbH. Seine Recherche hatte ergeben, dass der 100%ige Eigentümer der Firma eine millionenschwere Privatstiftung namens Carpe Diem ist. Die Vorstände in dieser Stiftung, so das Ergebnis der Recherche, sind ein Rechtsanwalt namens Dr. Huber Thomas, KommR Pappas Alexander von der Pappas Gruppe und Frau Dr. Bollschweiler Nicole, die sich mit Immobilenprojektentwicklung beschäftigt. Sein konkreter Vorwurf an Herrn Hofbauer: „Warum haben Sie uns das in Ihrer Eröffnung oder Vorstellung nicht so erzählt?“

Weil der Betriebswirt auch auf die Frage, um welchen Preis er denn gedenke, das Wasser auf den Markt zu bringen, keine Antwort hatte, haben auch hier die BürgerInnen ihre eigenen wirtschaftlichen Hochrechnungen erstellt. Hier kam man bei einer durch die Bundesforste bewilligten Abfüllmenge von 5 Litern pro Sekunde auf einen mutmaßlichen Jahresumsatz um die 30 Millionen Euro – die letztendlich nicht wirklich dementiert wurden.

Auch die von Hofbauer in Aussicht gestellten 20 Arbeitsplätze wurden von vielen infrage gestellt – würden bei ähnlichen vollautomatischen Abfüllanlangen doch kaum mehr als 3–5 Personen benötigt. Und dass das Marketing und der Vertrieb im Weißenbachtal sitzen würden, wollte auch niemand so wirklich glauben. Diesem Umsatzvolumen stünden jährliche Einnahmen durch die Kommunalsteuer in Höhe von 10.000 bis 15.000 Euro für die Gemeinde Steinbach gegenüber.

Der Infoabend ging sprichwörtlich nach hinten los. Zu viele von Fragen wie blieben unbeantwortet:
Wer steckt da wirklich hinter dieser Beteiligungsgesellschaft?
Wie viele Lkws würden in Zukunft auf den schmalen Straßen rund um den Attersee zu erwarten sein? Wie ist das logistische Verkehrskonzept, bedenkt man, dass sich die nächste Autobahnauffahrt in Seewalchen befindet? Welche Fläche des Weißenbachtales würde verbaut werden?

Insofern war der Abend eine Themenverfehlung - denn diese Information hätten die Menschen gebraucht. Und so endete der Abend mit einem resignierten Rückzug des Widmungsantrages durch Mag. Hofbauer.

Veröffentlicht am 03.02.2017