Erinnerung an einen Zeller Künstler

Erinnerung an einen Zeller Künstler

Josef Handl („Petern Sepp“) hatte besondere Talente. Eine Erinnerung.

Es ist so, als hätte er seine Stube gerade verlassen. Die Stemmeisen noch am Tisch, die Späne am Boden, die halbfertigen und fertigen Kruzifixe in die Ecke gelehnt, Figuren mit bäuerlichen Arbeiten rundherum. „Wir haben alles so gelassen, wie es bei seinem Tod war, das hat uns der Doktor Palzinsky als Kulturexperte empfohlen“, sagt Tochter Elisabeth, Hofnachfolgerin, verheiratet mit Hans Eisl („Nagendorfer“).

„Mein Vater war Bauer, aber nicht mit sehr großer Leidenschaft, denn er war körperlich seit seiner Jugend geschwächt“, sagt sein Sohn Josef, begnadeter Musiker und ehemaliger Musikschullehrer in Mondsee. Zwei Talente seien besonders auffällig gewesen, sagt Josef, das technische Interesse (“er hat sich immer dafür interessiert, wie er die Arbeit am Hof durch technische Innovationen erleichtern kann“) und die Musik. Er blies bei der Musikkapelle Zell am Moos zehn Jahre lang das Bassflügelhorn, spielte in kleinen Partien auch die Sterirische und als Autodidakt auf dem Klavier sogar Melodien aus der ZDF-Hitparade. Auch geschnitzt hat er schon als Kind, aber dann erst wieder nach der Hofübergabe 1987. Der „Petern Sepp“ war also ein Multitalent.

In der Pension wieder geschnitzt
In der Pension begann er wieder zu schnitzen. Und seine Werke sind vielfältig und besonders interessant. „Naive Bauernkunst“ nannte sie Helmut Palzinsky im Zeller Heimatbuch. Aber so naiv war diese Kunst gar nicht. Sie war viel mehr kreativ, ideen- und facettenreich und vor allem umfassend und zeitlos. Ein Blick in seine Werkstatt schafft Klarheit. Handl baute „Zeller Krippen“ (also Krippen, eingebettet in das Zell am Mooser Landschaftsszenario), sogar eine bewegliche Krippe, schnitzte bäuerliche Figuren, Kruzifixe und – ein besonderes Schmankerl – er baute auch Österreichs ältesten Venzianischen Gatter des ehemaligen Sägewerks Hupf nach. Sein Lebenswerk sollte aber die Hauskapelle werden, die er im Inneren allein (er schnitzte auch den Holzaltar, die Bänke und den Kreuzweg) und außen mit der Hilfe fleißiger Hände errichtete.
1931 geboren war er in seinen späteren Jahren auch Obmann des Zeller Seniorenbundes und fünf Jahre Ehrenobmann. Dass sein Leben 2004 so überraschend endete, machte viele Menschen in Zell am Moos und darüber hinaus sehr betroffen.

Norbert Blaichinger


Veröffentlicht am 07.10.2021