„Als beim Hanslbauer der Zug verreckt ist.“

2019 ist Michael Loindl, St. Lorenz, verstorben. Er galt bis ins hohe Alter als umtriebig und war überall beliebt. Die Salzkammergut-Lokalbahn war ein Teil seines Lebens.

Loindl wohnte mit seiner Familie in einem Haus in unmittelbarer Nähe der seinerzeitigen Bahnstation St. Lorenz. Das Ein- und Ausfahren der schnaubenden Dampfrösser hat ihm von Kindheit an gefallen, auch das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste, die damals hauptsächlich Kurgäste auf dem Weg nach oder von Bad Ischl waren.SKGLB Bhf St.Lorenz im juni

„Klein-Attnang-Puchheim.“
Der Bahnhof St. Lorenz war ein Umsteigebahnhof, deshalb die scherzhafte Bezeichnung „Klein-Attnang-Puchheim“. Von hier konnte man bis Bad Ischl fahren oder über Thalgau nach Salzburg. Und es gab auch eine 3,5 Kilometer lange Stichstrecke nach Mondsee mit Haltestellen in Schwarzindien und dem Leitnerbräukeller.

Bis zu zwei Millionen Passagiere wurden auf der durchaus attraktiven Strecke jährlich befördert, und doch kam 1957 das Aus für die Bahn. Trotz der in den Raum gestellten Elektrifizierung setzte man letztlich auf Straße statt Schiene.

Die Geschichte der als „Ischlerbahn“ titulierten Bahnstrecke ist auch eine Geschichte von Unfällen. „Beim Hanslbauer ist einmal ein Zug verreckt“, erzählte Michael Loindl einmal in einem Interview 2015 und ergänzte: „Wir Kinder sind natürlich mit dem Fahrrad zur Unfallstelle gefahren, um zu schauen.“

Die Letzte Ladung
Letzte LadungLoindl hatte beim Sägewerk Hollweger eine Lehre absolviert. Später war er sogar Leiter des Holzversandes, womit die Beziehung zur Bahn wieder enger wurde. Als Güterwaggons hatte die Salzkammergut-Lokalbahn Fünf- und Zehntonner anzubieten. Man setzte auf die größeren Waggons, „die Fünftonner wären wie ein Prozessionszug gewesen“, so Loindl damals. Eine Ladung edler Hölzer in die Schweiz sollte der letzte Zubringer-Transport mit der Lokalbahn sein. Da schwang wohl viel Wehmut mit, und die musste irgendwo raus. Loindl machte diese besondere Fracht öffentlich, indem er auf einem der Waggons notierte: „Letzte Ladung“.

Jene Erinnerungen, die er selbst an die Bahn hatte und zu- nächst für sich selbst aufbewahrte, blaichinger 2015editionübergab Michael Loindl vor Jahren an das Lokalbahnmuseum in Mondsee. Es war ihm wichtig, dass Besucher möglichst viel über die Bahn erfahren können.

Norbert Blaichinger

Diese Geschichte stammt aus dem Buch „Das Mondseeland“ von Norbert Blaichinger (Innsalz 2015), erhältlich bei Trafik Schwaighofer (Mondsee), Trafik Lettner und Postpartner Eppel (Zell am Moos), beim Verlag Aumayer (Munderfing), im Buchhandel und bei Amazon.

Veröffentlicht am 18.11.2020