Philipp Bäßler im Interview mit ML24

ML24: Philipp, wie heißt deine Pass, wann hast du diese gegründet?

Ich habe die „Koppensteiner Pass“ 2005 gegründet. Damals war ich 10 Jahre alt – eindeutig zu jung um die Funktion des Vereinsobmannes zu übernehmen. Das haben erst meine Eltern – und später mein bester Freund Patrick Vitzthum für mich übernommen. 2013 habe ich dann – mittlerweile 18 Jahre alt – dieses Amt übernehmen können.

ML24: Woher kommt der Name der Pass?

Der Name „Koppensteiner Pass“ stammt von der „Koppensteiner Klamm“, die in Innerschwand am Mondsee zu finden ist.

ML24: Wie hat sich der Verein im Laufe der Zeit entwickelt.?

Die ersten Läufe fanden in Innerschwand und Mondsee statt. Das Interesse am Aufrechterhalten des Perchtenbrauchtums lockte immer mehr Mitglieder an. 2009 hatte der Verein 28 aktive Mitglieder. 2010 wurde die Mitgliederzahl jedoch aus Eigeninteresse wieder verringert. Da 2015 immer mehr Leute Interesse hatten haben wir wieder neue Mitglieder genommen. Zum Verein gehören derzeit 15 Perchten, 1 Tafelträger, 2 Teufel und 3 Engel, die den braven Kindern kleine Geschenke bringen und 7 Ordner, die darauf achten, dass weder Perchten, noch Zuschauer, verletzt werden. Die Felle der Perchten sind vorwiegend in dunklen Farben wie Schwarz und Braun gehalten. Ausgestattet wird der Verein von den Maskenschnitzern Alois und Hermann Promegger aus Hüttschlag und der bekannten Gerberei Koch aus Rennweg. Über die Landesgrenzen hinaus hat der "Koppensteiner Pass" im Laufe der Jahre an Bekanntheit gewonnen. Sowohl in ganz Österreich, als auch in Deutschland ist die Perchtengruppe immer gern gesehen. Auch dieses Jahr wird der "Koppensteiner Pass" wieder durch die Straßen ziehen, dort und da für Zucht und Ordnung sorgen und ihrem guten Ruf gerecht werden.

ML24: Nun hört man immer wieder von Verletzungen bei Schauläufen. Wie gehst du, bzw. Ihr hier damit um?

Anders, als man vielleicht vermuten würde, betreffen die Risiken zuallererst die Brauchtumsträger selbst, weniger die Zuseher. Das Gewicht der Masken, das regional sehr unterschiedlich ist, aber häufig um die 10 kg liegt und bei Turmkappen bis zu 50 kg betragen kann sowie die beeinträchtigte Sicht durch schmale Sehschlitze sorgen für erhöhte Unfallgefahr. Insbesondere dann, wenn Krampusse und Perchten durch die Gegend toben und vielleicht von übermütigen Zusehern geneckt oder gestoßen werden.

Selbstverständlich sind auch die Zuseher Gefahren ausgesetzt. Teilweise passieren unbeabsichtigte Blessuren durch übermütiges Hantieren mit Ruten etc , teilweise kann es Verletzungen durch absichtliche Rutenschläge und andere Attacken geben.

Dass ein Krampus mit der Rute nicht nur droht, sondern hin und wieder zuschlägt, ist selbstverständlicher Teil eines uralten Brauchtums. Manche Krampusse übertreiben dabei jedoch. Natürlich sind die Grenzen zwischen Brauch und Gewaltexzess fließend und es gibt auch deutliche Unterschiede je nach regionaler Tradition. In Osttirol, z.B. in Matrei, sind sogar regelrechte Raufereien Teil des Brauchtums, wenn sog. Kleibeife Zuseher in Judo-Manier zu Boden werfen und dann wieder „aufklauben“ oder es in anderen Orten beim sog. Tischziehen zu heftigen Rangeleien kommt.

Eine Art von Gewaltbereitschaft liegt bei diesen Läufen zweifellos vor und wird vom Großteil des Publikums auch erwartet und toleriert. Zuschauer, die sich insbesondere bei sog. Freiläufen auf solche Bräuche einlassen und de facto zu Teilnehmern werden, handeln deshalb auf eigene Gefahr, so wie bei Kontaktsportarten auch.

ML24: Und wo bleibt die Sicherheit ?

In den letzten Jahren ist viel geschehen. Sicherheitsmaßnahmen wie Absperrgitter zwischen Zuschauern und den wilden Gestalten, Nummerierung der einzelnen Krampusse und Perchten zu Identifizierungszwecken, aber auch Ordner, die sowohl vom Veranstalter gestellt als auch teilweise von den einzelnen Passen zum Selbstschutz eingesetzt werden, und andere Vorkehrungen sind mittlerweile weitverbreitete Praxis.

ML24 dankt Philipp Bäßler,  der ausserhalb der "Perchtenzeit" ein auf Druck- und Merchandising spezialisiertes Unternehmen in Innerschwand am Mondsee betreibt, für das Interview
Veröffentlicht am 30.11.2017