Ein Mondseer und das Projekt CONNECTED

Er ist Extremsportler und sucht in regelmäßigen Abständen das große Abenteuer. Warum sich Hardy Brandstötter einmal mehr auf den Weg macht, was seine Beweggründe sind und hinter dem Projektnamen CONNECTED steht, hat er uns verraten. (Detailinfos zu CONNECTED: https://www.stormrider.at/projects/)

ML24: Hardy, als Extremsportler hast du in der Vergangenheit bereits für Aufsehen gesorgt. Jetzt stehst du kurz vor dem Start einer neuen Herausforderung. Was steckt hinter CONNECTED und wann geht es los?

Hardy: „CONNECTED“ ist eine Soloexpedition über 500 Kilometer in der westlichen Mongolei, eines der letzten unberührten Gebiete unsere Erde.

Die Route geht durch Tavan Bogd im Altaii, wo ich den höchsten Berg der Mongolei, den Khüiten Peak mit meinem Speedridingschirm erstbefliegen möchte. Und dann hinauf in die Region Uvs, wo ich den Deglii Tsagaan besteigen und ebenfalls erstbefliegen will.

Fortbewegung ist zu Fuss mit Ski, Steigeisen und je nach Bedingungen hoffe ich, dass ich da und dort auch meine Kites zum Vorwärtskommen einsetzen kann.

Es ist ein extrem schwieriges Terrain und es wird eine sehr große Herausforderung meinen Expeditionsschlitten mit knapp 100 Kilo über diese Strecke zu bewegen.

ML24: Was ist dein Antrieb sich einer Herausforderung wie dieser zu stellen. Dich erwartet sicherlich keine gemütliche Skitour, oder?

Hardy: Die Priorität liegt zwischen Start und Ziel meiner Reise, quasi auf dem Dazwischen. Hier erhoffe ich mir von der enormen Strahlkraft, der Weite und Stille unvergessliche Momente die mich mental fordern und weiter formen.

Ein unvergessliches Erlebnis und Bereicherung meines Lebens. Die Psyche ist für mich die interessantere Herausforderung gegenüber dem Sportlichen. Ich bin gut trainiert und kann in „meinem Tempo“ über einen sehr langen Zeitraum sehr großen Belastungen standhalten. Was aber das Spannende ist, ist wie so oft der Kopf. Vor allem meiner. (lacht)

Den tieferen Beweggrund für CONNECTED zu erklären würde ein ganzes Buch benötigen. Kurz gesagt ist es so, dass ich alle paar Jahre solche Herausforderungen brauche um mich, ohne den üblichen Einflüssen, wieder ausschließlich mit mir selbst zu befassen. Immer dann, wenn ich spüre dass ich mich zu weit von mir entfernt habe.

Das sich Fügen und Einfügen in unsere Gesellschafft ist wichtig damit diese auch funktioniert. Manchen fällt es leicht und anderen wieder schwerer. Mir etwas schwerer. Ich habe hohe Ansprüche an mich selbst, das ist OK. Aber manchmal fordere ich den humanistischen Anspruch und die Einzigartigkeit des Menschen auch zu sehr von meinem Umfeld ein.

Es bringt wenig zu glauben, dass nicht alles mit jedem Einzelnen zu tun hätte.

Ob wir das auf uns und unsere Familie, Umwelt, Arbeit oder auf das gesamte Weltgeschehen umlegen, wir haben immer selbst einen Anteil daran. Connected eben (lacht)

ML24: Du hast in deinem Leben schon viele Hürden überwunden und Ziele erreicht. Hast du schon übers Aufhören nachgedacht, zumal du ja auch in der Verantwortung einer großen Familie stehst

Hardy: Aufhören setze ich dem Aufgeben gleich, wenn es darum geht sich mit sich und seiner Umwelt bzw. Umfeld auseinander zu setzen. Ich werde also bis zum Ende nicht aufhören an mir zu arbeiten, mich und mein Handeln, egal ob in der Gesellschaft, Umwelt, Kindererziehung oder was auch immer, zu hinterfragen. Natürlich ist der Körper irgendwann nicht mehr im Stande solche Abenteuer zu bestreiten. Der Kopf aber hoffentlich noch viele Jahre.

Der Verantwortung meinen vier Kindern gegenüber bin ich mir vollstens bewusst.

Ich opfere mich für sie auf und versuche ihnen alles was in meinen Möglichkeiten liegt zu bieten. Man sollte aber dabei nicht auf sich selbst vergessen. Nur wenn du selbst funktionierst, hast du die Möglichkeit zu geben. Khalil Gibran schrieb über das Gute und das Böse: „Du kannst nur gut sein, wenn du im Reinen mit dir bist.“

Hardy mit seinen Kindern bei den Vorbereitungsarbeiten zu CONNECTED


Die Frage über Verantwortung höre ich ja öfter, aber ich koche ja auch nur mit heißem Wasser. Von außen betrachtet mag das waghalsig sein, man soll dabei aber nicht vergessen, dass ich mir gewisse Dinge über die letzten Jahre angeeignet habe, die solche Projekte wieder relativieren. Ich gehe immer gut vorbereitet und defensiv an so etwas ran und hab niemals ein Problem umzudrehen oder zu scheitern. Natürlich kann ich dort auch umkommen, genauso wie ich auch vor meiner Haustüre, beim radfahren, autofahren, oder durch eine Krankheit umkommen kann.

ML24: Apropos nachdenken - was geht in deinem Kopf so vor, wenn du mit deinem Schlitten unterwegs bist. Ist wahrscheinlich auch vom Wetter abhängig, oder?

Hardy: Schwer zu sagen wie es diesmal sein wird. Aus zwei Projekten in Sibirien weiß ich, dass ich damals zutiefst zufrieden mit der Situation war und ich Tage lang gar nichts gedacht habe. Was nicht heißt, dass nichts passiert ist. Im Gegenteil, es ist überwältigend viel passiert. Scheinbar ist nicht nur Schweigen manchmal Gold, sondern auch nicht denken. Vielleicht hat es mir sogar das Denken verschlagen. (lacht)

Das Wetter hat einen sehr großen Einfluss auf das Projekt. Ich habe nur begrenzt Gas und Nahrung zu Verfügung. Sollten mich schlechte Wetterbedingungen im Vorwärtskommen zu lange behindern sehe ich mein Ziel nicht.

ML24: Die Mongolei grenzt ja an die Volksrepublik China. Könnte dir der Corona-Virus noch einen Strich durch dein Projekt machen?

Hardy: Ja, natürlich beschäftigt mich das. Vor ein paar Monaten habe ich vereinzelte Vorkommnisse von Murmeltierpest in der Mongolei verfolgt. Und jetzt dieses Virus, von dem in Wirklichkeit niemand irgend etwas Genaueres weiß. Da geht es von Beschwichtigungen bis hin zu Verschwörungstheorien. Irgendwo in der Mitte wird die Wahrheit liegen. Um nicht hektisch zu werden ist es in solchen Fällen am besten Zahlen und Fakten zu vergleichen. So ist die Wahrscheinlichkeit sich zu infizieren da, aber äußerst gering. Ich fühle mich mehr gefährdet, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin und Autofahrer nicht den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstand einhalten. Soll ich jetzt zum Radfahren aufhören? Es ist noch etwas Zeit bis zu meiner Abreise und entscheide kurzfristig je nachdem wie sich die Situation entwickelt.

ML24: Wann werden wir erfahren, ob dein Projekt geglückt ist?

Hardy: Wenn alles gut geht bin ich Anfang April wieder zu Hause. Dann gibt es da oder dort ein paar kurze Einblicke. Im Herbst 2020 dann eine Doku sofern mich meine Technik (Kameras, Powerbanks, Solarpaneel, etc.) in der Kälte nicht im Stich lässt.

ML24: Viel Erfolg, wir drücken die Daumen das CONNECTED gelingt deine Erwartungen erfüllt und du gesund zurück kommst!

Vielen Dank!

Mehr Infos zu CONNECTED und Hardy Brandstötter: https://www.stormrider.at/projects/

Veröffentlicht am 06.02.2020