Stefan Eibensteiners Reisebericht nach Madagaskar

Meine Reise vom 11. April bis 9. Mai war wie eine Reise in eine andere Welt. Bei der Entscheidung nach Madagaskar zu reisen war der Umstand, dass 70-80 % der dort lebenden Tiere und der dort wachsenden Pflanzen und Bäume endemisch sind – das heißt, die gibt es nur in Madagaskar. Etwas ganz besondere war mein Besuch eines Dschungeldorfes, das an Spannung und Interesse kaum zu überbieten war. Um in dieses Dorf zu kommen fuhr ich 2 Stunden mit einem Jeep über schlechte Wege und Strassen, bis die Stauden links und rechts am Auto schon richtig entlang schliffen. Dann ging es auf ein Boot (Einbaum) und ruderten neben dichtesten Dschungelufer entlang. Nach ca. 1 Stunde legten wir am Ufer an und gingen zu Fuß fast 3 Stunden durch Steppen, Wälder, Flüsse und Reisfelder bis in das kleine Dorf. Dort wurde ich bereits von den Dorfbewohnern empfangen – sie hatten noch nie einen „Weißen“ gesehen. Es waren drei so spannende und aufregende Tage – auch von den Nachbardörfer kamen Kinder um einen Weissen zu sehen. Ich spielte viel mit den Kindern, welche große Freude zeigten und begeistert mit machten. Ich ging mit zur Wasserstelle außerhalb des Dorfes sowie zu den Reisfeldern und Kaffeebäumen. Der Stammeshäuptling machte im Dorfhaus eine Begrüssungszeremonie und anschließend gab es traditionale Stammestänze.

Ein besonderer Höhepunkt meiner Reise war die Besichtigung der unwahrscheinlich großen Baobab-Bäume (bis 8m Durchmesser – 30 m Höhe und 1000 Jahre alt) – der Sonnenuntergang bei diese Baobab-Allee ist so gigantisch und herrlich dass man dies mit Worten nicht erklären kann.

Kaum ein Tourist lässt es sich entgehen, mit der Dschungelbahn zu fahren. Die vom 1926-1936 von der französischen Kolonialmacht errichtete Bahn führt über 164 km ebenfalls durch den Dschungel und 16 Dörfer, wovon 12 ausschließlich über diese Bahn eine Verbindung zur Außenwelt haben. Die einheimischen bezeichnen diese Bahn als „Zug des Lebens“ - weil die Bewohner nur mit den Zugreisenden Geschäfte machen können. Bei den Stationen warten die Leute mit Früchte, Speisen, Gewürze etc. welche sie den Reisenden anbieten. Der Zug fährt einen Tag nach Manakara am indischen Ozean und am anderen Tag umgekehrt nach Fianarantoa im Hochland (1200 m Meereshöhe). Eine Fahrt dauerte 14 Stunden, damit die Reisenden bei den Stationen Zeit zum kaufen haben. Weitere Höhepunkte waren die Besichtigung eines Nationalparks (mit Lemuren, Riesenschildkröten, Chamäleons etc.), 2 Tage Fahrt auf einem Motorboot am Pangalanes-Kanal (diesen 650 km langen Kanal haben ebenfalls die Franzosen entlang der Ostküste zum indischen Ozean gebaut, weil die Handesschifffahrt am sehr stürmischen Ozean oft nicht möglich war). Zum Schluss meiner Reise fuhr ich noch ein paar Tage auf die wunderschöne Insel Saint Marie östlich von Madagaskar – dort gibt es den bekannten Piratenfriedhof.

Es war eine meiner schönsten aber auch abenteuerlichsten Reise.

 

(Text u. Fotos: Stefan Eibensteiner)

Veröffentlicht am 26.05.2016