Vermisstenfall Alois Wesenauer - Teil 3

Hoffnung - oder doch keine?
Norbert Blaichinger erinnert sich an seine Recherchen im Vermisstenfall Wesenauer.

Es scheint sich etwas zu tun in der Sache Wesenauer, wenn auch nichts Erfreuliches. Der Informant, mit dem der Filmemacher Kontakt hat, erzählt, Loui A. Wesenauer sei Mitte der 1980er Jahre auf einer Reise nach Kolumbien gestorben, möglicherweise bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Diese Geschichte, so der Informant, hätten ihm der Geschäftspartner von Loui, Andrew Holub (mit dem Flugzeug abgestürzt 2002) und ein Flugzeugmechaniker (ebenfalls bereits verstorben), erzählt.

„Ein großartiger, rücksichtsvoller Mensch.“
Der Informant äußert sich in weiterer E-Mail-Korrespondenz nur positiv über Loui. Er spricht von einem großartigen rücksichtsvollen Menschen, der immer in seinen Gedanken bleiben werde. Glücklich bin ich mit dieser typisch amerikanischen Lobhudelei nicht. Aber was soll ich machen?

Als ich 2012 Material für den zweiten Band meines Buches über mysteriöse Kriminalfälle zu sammeln beginne, rückt mir der Fall Wesenauer wieder näher. Eine zusätzliche Motivation: Mein Vater war zwar schon acht Jahre tot, aber ich hatte noch immer seine Fragen, sein beharrliches Drängen im Ohr, ob ich mit meinen Recherchen nicht schon ein Stück weiter wäre. Der alte Schulmeister machte sich auch in seinen späten Jahren immer wieder Sorgen, was aus seinen Schülern geworden war.

Also versuche ich dran zu bleiben, stelle über den Filmemacher klare und präzise Fragen an den Informanten: Worauf basieren die Infos mit dem Tod in Kolumbien? Was passierte mit etwaigen Versicherungen? Wer war Begünstigter dieser Versicherungen? Wurde Wesenauer in den USA offiziell für tot erklärt? Warum fand es niemand der Mühe wert, die Angehörigen in Österreich zu verständigen?
Aber der Informant antwortet nur, er habe keine weiteren Informationen. Das bestätigt mich in meinen Befürchtungen. Äußerlich gibt man sich freundlich, aber wenn man Näheres wissen will, wird abgeblockt. Es ist immer dasselbe Spiel.

Ein letzter Anlauf.
Jetzt will ich es noch einmal wissen. Ich kontaktiere den Tri Country Airport in Bonifay, Florida. Gleichzeitig wende ich mich an den zweiten Gatten der Ilse Particia, der mir einen Kontakt mit der Dame vermitteln soll. Und drittens wende ich mich wiederum an die österreichische Botschaft in Washington. Die Ergebnisse sind auf allen Ebenen ernüchternd. Ich komme keinen Schritt weiter.

Das Fazit.
Ich weiß, ohne Vorort-Recherche ist hier nichts mehr zu machen. Das sage ich auch den Angehörigen von Loui bei einem Besuch 2015. Meine Geschichten werden aber dafür sorgen, dass dieser Tiefgrabener nicht vergessen wird. Ich persönlich glaube, dass jemand nachgeholfen hat, Wesenauer ins Jenseits zu befördern. Beweisen kann ich es nicht. Und gelogen wird bekanntlich überall, wenn es einmal eng wird. vergessen vermisst verschlamptAls letzten Schritt rede ich mit dem erfahrenen Berufsdetektiv Johann Fesl aus Mondsee über die Causa Wesenauer. Fesl sucht mit seiner Firma u.a. auch nach Vermissten in allen Teilen der Erde. Was er mir zu diesem Fall sagte, lesen Sie in der nächsten und letzten Folge.

Norbert Blaichinger

Nächste Folge: Interview mit dem Berufsdetektiv Johann Fesl.

Quelle: N. Blaichinger: Vergessen. Vermisst. Verschlampt. Innsalz 2013, erhältlich bei Trafik Schwaighofer (Mondsee), Trafik Lettner und Postpartner Eppel (Zell am Moos).

Veröffentlicht am 27.07.2020