Auf die Minute genau!

Keiner war mit dem Postbus pünktlicher unterwegs als Franz Eggerstorfer.

Skizzen aus dem gymnasialen Leben des Autors, einst in Salzburg.
1. Einheit: Deutsch. Hausübung? Nicht vorhanden. Letzte Rettung: Wer fährt heute früh den Eilkurs der Post von Mondsee nach Salzburg? Franz Eggerstorfer. Den schickt der Himmel. Auf den „Eggerl“ ist Verlass.

Pünktliche Abfahrt um 6.50 Uhr, pünktliche Ankunft mit Stopp am Mirabellplatz um 7.20 Uhr. Raus aus dem Bus, quer über die Rainerstraße, rein in den nächsten O-Bus der Linie 3. Dann 150 Meter Sprint die Akademiestraße hinunter, Umziehen in der Garderobe, hinauf in den ersten Stock. Banknachbar Drazansky müsste schon da sein. Mit Hausübung. Hoffentlich kann ich seine Schrift lesen.

Wie gesagt, damals hing es vom Fahrer ab, ob ich die Hausübung noch schaffte. Aber Scherz beiseite.

Als ich ihm davon erzähle, lacht er, weiß aber auch, was ich meine. Und dann sagt er: „Die Leute wollten das so, dass man pünktlich ist. In der Früh und vor allem auch am Abend.“

Von der Mechanikerlehre zum Busfahrer
Heute hat Franz Eggerstorfer (Jahrgang 1940) den 80er schon hinter sich. Eggersdorfer
Er ist ein freundlicher Mann, der gern erzählt und viel weiß. Als junger Mann hat er eine Mechanikerlehre absolviert, später arbeitete er bei der STUAG beim Straßenbau als LKW- und Raupenfahrer. Nach einem kurzen Intermezzo bei Porsche in Salzburg wechselte Eggerstorfer 1963 zur Post, wo er ein Jahr später den Busführerschein machte.

In den 1970er Jahren bekam der leidenschaftliche Chauffeur mit Mondsee-Salzburg und Salzburg-Bad Ischl zwei fixe Linien zugeteilt. Von Fuschl nach St. Gilgen, das konnte im Winter eine echte Herausforderung sein. Auch der damals noch nicht entschärfte Tumpen in Keuschen war im Winter oft ein Nadelöhr.
1991 ist Franz Eggerstorfer in Pension gegangen und hat betont, dass das Busfahren „eine schöne Zeit“ war.

Schlusssatz von Eggerstorfer: „Früher hatten wir viele Leute und wenig Busse, heute haben wir große Busse und wenig Leute.“ Darüber kann man wirklich nachdenken.

Diese Geschichte stammt aus dem Buch von Norbert Blaichinger „Das Mondseeland“ (Innsalz 2015), erhältlich bei Trafik Schwaighofer (Mondsee), Trafik Lettner und Postpartner Angelika Eppel (beide Zell am Moos), beim Verlag Aumayer (Munderfing), im Buchhandel und bei Amazon.

Bild rechts zeigt Franz Eggerstorfer.
Alle Fotos © Privat

Veröffentlicht am 03.03.2021