Moria-Flüchtlinge: Neue Initiative aus Mondsee

Moria-Flüchtlinge: Neue Initiative aus Mondsee

Sie sitzen fest. In Lagern, die nicht winterfest sind. Sie wollen ihre Kinder schützen vor Ratten, die zubeißen. Sie bekommen nur einmal zu essen. Ein Arbeitskreis aus der Pfarre Mondsee zum Thema Flüchtlingslager Moria will sich um sie kümmern.

Arbeitskreis-Mitglied Stefan Eibensteiner (70), früher Leiter des Gemeindeamtes der Landgemeinden, im Gespräch mit ML24: „Etliche Mondseer haben bereits ein Schreiben an Bundeskanzler Sebastian Kurz geschickt mit der Bitte, Flüchtlinge aufzunehmen. Als Antwort erhalten haben die meisten Briefschreiber einen Standardbrief, in dem unter anderem auf die Sofortmaßnahmen der Bundesregierung verwiesen wurde.“ Tatsächlich hatte die Bundesregierung 400 voll ausgestattete Unterkünfte (Zelte) samt Hygienepaketen nach Athen gebracht. Allerdings, so hört man auch aus dem Arbeitskreis, sei nur ein Bruchteil im Lager Moria angekommen.

„Druck aufbauen“ als neue Strategie. Sanfter Druck gegen LH Stelzer.
Die Mitglieder des Arbeitskreises wollen nun „sanften Druck“ (Eibensteiner) gegen Landeshauptmann Thomas Stelzer aufbauen, um diesen zu bewegen, Kanzler Kurz zu einer Haltungsänderung zu bewegen. Weil dafür eine einzelne Pfarrgemeinde aber nicht ausreichend ist, soll zeitnah eine Vernetzung mit möglichst vielen anderen Pfarren aus der Diözese stattfinden. „Wir sind eine christliche Gemeinschaft, die bei diesen katastrophalen Zuständen im Flüchtlingslager Moria nicht zusehen will“, sagt Eibensteiner. Und weiter: „Da heuer im Herbst in Oberösterreich Landtagswahlen stattfinden, soll auch darauf verwiesen werden, dass hier von Personen mit zutiefst christlich-sozialer Einstellung ganz offen erklärt wurde, bei den nächsten Wahlen nicht ÖVP zu wählen, wenn man mit diesen Menschen auf Lesbos so unchristlich umgeht.“

Groteske Situation in Mondsee.
Die Situation mutet tatsächlich einigermaßen grotesk an. Bereits die Marktgemeinde hatte sich per Petition an die Bundesregierung mehrheitlich für eine Aufnahme von Flüchtlingen ausgesprochen. Und die Pfarre Mondsee, so Arbeitskreis-Leiterin Dagmar Pfannhofer, „hat das logistische Knowhow schon seit Jahren, um Flüchtlinge verpflegen zu können“. Und seit 2015 stehen in Mondsee Container des Innenministeriums, in denen bis zu einhundert Personen Platz finden könnten.

Norbert Blaichinger

Veröffentlicht am 22.01.2021