Mut zur Schönheit

„Wo leben wir denn?“

Der bekannte ORF Journalist Tarek Leitner, Autor von „Mut zur Schönheit“ und „Wo leben wir denn?“, hat am Freitag, den 10. Februar in einem bis zum letzten Platz gefüllten Pfarrsaal einen bemerkenswerten Vortrag gehalten, was sich auch bei der anschließenden Diskussion zeigte.

Nach einigen einleitenden Worten über Phänomene wie die „Los Angelisierung“, die in einem lokaleren Kontext kürzlich als „Vereugendorferisierung“ in den Medien genannt wurde, kam der ZIB Moderator zur Kernaussage seines Vortrages. In den letzten 25 Jahren habe sich unser Lebensraum in einem immer schneller werdenden Tempo verändert, was dazu führe, dass die Vorstellung, die wir von einer Region haben, von der Wirklichkeit abweicht.

Diese Tatsache ruft ein Unwohlsein hervor, das auch unter dem Schlagwort „Paris-Syndrom“ bekannt ist. Die Verbauung der Landschaft, vor allem durch Gewerbegebiete mit angeschlossenem Einzelhandel rund um einen Kreisverkehr gehören mittlerweile zum Ortsbild fast jeder Gemeinde. Laut Tarek Leitner handelt es sich dabei um ein Abbild unserer Gesellschaft. Alles soll schnell und ökonomisch von statten gehen und natürliche Grenzen wie zum Beispiel Überschwemmungsgebiete, werden nicht berücksichtigt.

Der Flächenverbrauch in Österreich liegt bei 20 Hektar täglich. Wenn das so weitergeht, wird Österreich in 400 Jahren bis auf die hochalpinen Gebiete vollkommen verbaut sein. Auch beim europaweiten Vergleich des Straßenbaus und der Verkaufsflächen pro Kopf liegt Österreich im traurigen Spitzenfeld.

Der ORF Journalist möchte die Menschen nicht (nur) über eine ökologische oder demographische Argumentation wachrütteln, sondern ganz einfach über den Begriff der Schönheit. Viel zu schnell akzeptieren wir neue Bauvorhaben, allein nur deshalb, weil „sie sich rechnen“. Weil wir die Entstellung unserer Lebenswelt in der Folge verdrängen, müssen wir uns in die letzten verbleibenden schönen Ecken flüchten. Durch die künstliche Fokussierung auf diese, sind sie dann nicht mehr Teil unseres selbstverständlichen Alltags, sondern bekommen touristische Eigenschaften.

Während der sehr angeregten anschließenden Diskussion wurden viele auch lokalpolitische Fragestellungen aufgeworfen. Unter anderem überlegte man, das Baurecht nicht auf Gemeindeebene sondern auf Bezirksebene anzusiedeln, wie beispielsweise in Bayern, wo das Phänomen der Zersiedelung ein nicht so großes Thema zu sein scheint. Die Problematik des ungeordneten Zuzugs im Zusammenhang mit übermäßig großem Landschaftsverbrauch im Mondseeland wurde auch angesprochen und vorgeschlagen, die Raumplanung gemeindeübergreifend zu organisieren, der schöne Lebensraum sollte nicht nur den Wohlhabenden oder Spekulanten vorbehalten sein. Das große Interesse und die angeregte Teilnahme zeigen deutlich, dass dieses Thema vielen Mondseern und Mondseerinnen ein wichtiges Anliegen ist. Anscheinend liegt es auch hier vielen am Herzen, dass Mondsee ein „glücklicher Ort bleibt“, um mit den Worten Tarek Leitners zu sprechen.
(Beatrice Prost)

Foto August Schwertl

Veröffentlicht am 12.02.2017